Auszug aus: Journal for Markets and Ethics (2015)/1
Die Frage nach der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen (CSR) hat in den letzten Jahrzehnten zentrale Bedeutung gewonnen. Daher soll Entfaltung und Reichweite des Verantwortungskonzeptes nachvollzogen werden. Verantwortung als ethische Kategorie konnte sich mit Überwindung tradierter kollektivistischer Moralvorstellungen herausbilden. Neuzeitliche Denkvorstellungen wie der Subjektstatus des Menschen, Handlungsautonomie und Kausalitätsprinzip waren Voraussetzung für das Verantwortungskonzept als sozialem Zurechnungskonstrukt. Für den Unternehmer des Frühkapitalismus besaß das Bedingungsverhältnis von Freiheit und Verantwortung noch hinreichend klare Konturen. Das änderte sich mit Entstehung von Großunternehmen und komplexen Volkswirtschaften. Verlängerte Handlungsketten und zunehmende Handlungsvernetzung erschweren die Zurechnung von Verantwortung. Unstrittig ist, dass Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung und (Mit-)verantwortung für den ordnungsethischen Diskurs tragen. Doch zeigt die Debatte manche Neigung zur Überdehnung des CSR-Konzepts.